Sciadopitys verticillata
Sciadopitys verticillata
Familie: Schirmtannengewächse (Sciadopityaceae), früher Sumpfzypressengewächse (Taxodiaceae)
Am Ende des Koniferenparks in einer geschützten Bucht haben wir eine Schirmtanne gesetzt, eine auffällige botanische Rarität aus Japan. Sie ist wie der Gingko ein echtes lebendes Fossil, die letzte Art einer ehemals weit verbreiteten Familie, welche ihre Hochblüte in der Kreidezeit erlebte. Ob sie zu den Nadelbäumen oder zu den Laubbäumen gehört, ist bis dato nicht endgültig geklärt, was auch verständlich ist, wenn man ihre Blätter/Nadeln betrachtet. Hier haben wir sie, wie derzeit zumeist, zu den Nadelbäumen genommen.
Steckbrief
Die immergrüne Schirmtanne ist nur in Japan, im südlichen Honshū, in Kyūshū und Shikoku, in Nebelwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit zwischen 500 und 1000 Höhenmetern, beheimatet.
Nährstoffreicher, kalkarmer, humoser Boden (am besten Moorboden), bei zu viel Kalk sofort chlorotisch (Nadeln werden gelb). Sie ist winterhart, aber sehr empfindlich gegen Spätfröste im Mai/Juni, ganz besonders Jungpflanzen. Am günstigsten sonnig bis halbschattig ohne starke Wintersonne und Schutz vor Wind.
In Europa selten höher als 10 Meter. Nur in begünstigten Lagen Englands gibt es einige höhere Exemplare um die 20 Meter. Das größte derzeit bekannte Exemplar wächst in Japan mit einer Höhe von 27 Metern und einem Umfang von 4 Metern im Jinguji Tempel.
Langsam wachsend, dichte, kegelförmige Erscheinungsform, ein gerader durchgehender Stamm gabelt sich häufig in gleichstarke Äste. Junge Zweige an jungen Pflanzen und im oberen Teil älterer Bäume sind aufstrebend, ältere Äste stehen waagerecht ab oder sind leicht hängend.
Die Rinde ist dunkelbraun bis grau und löst sich bei älteren Bäumen in groben Streifen ab.
Die Schirmtanne ist einhäusig getrenntgeschlechtig, die männlichen, klein-kugeligen Blüten werden bereits im Jahr vor der Blüte ausgebildet und wachsen in Büscheln zu ca. 12 Kugeln eng zusammen an den Triebenden. Die weiblichen, schmal eiförmigen Blüten werden meist erst im Blütejahr erkennbar, sind zuerst grün. Die eiförmigen, graubraunen ca. 6 cm langen und 7 cm breiten Zapfen reifen erst 18 bis 20 Monate nach der Bestäubung reif und enthalten in jeder Schuppe 7-9 orange-braune Samen, was pro Zapfen bis zu 150 Samen bedeutet. Die sind beflügelt, flach eiförmig und ca. 12 mm lang. Die Zapfenbildung beginnt jedoch erst sehr spät ab einem Alter der Pflanze von 25 Jahren.
Gesamtinformation siehe Blüte
Das sehr würzig duftende, elastische, weiche Holz der Koja-maki, so der japanische Name, ist sehr fäulnisresistent und widerstandfähig im Wasser und wurde daher zum Bau von Brückenpfeilern, dem Bootsbau aber vor allem zur Herstellung der traditionellen japanischen Badezuber verwendet. Es wird auch ein Öl gewonnen, das als Firnis und Farbstoff verwendet wird.
Geschichte und Bedeutung
In frühen geologischen Zeiten war die japanische Schirmtanne weit über Japan hinaus verbreitet. Die ältesten Funde stammen aus der unteren Jura, einer Formation des Erdmittelalters mit Beginn vor 180 Millionen Jahren, weshalb Sciadopitys häufig mit Gingko biloba verglichen und wie diese als lebendes Fossil bezeichnet wird. Ihre Doppelnadeln sind in miozänen Braunkohlelagern am Rhein, in der Lausitz und an der Oder gefunden worden. Sie sehen in der Kohle wie Grasblätter aus, man nennt die Kohle deshalb auch Graskohle.
Quelle: https://carstens-baumschulen.de/pflanzenfotos/sciadopitys/sciadopitys-verticillata/
Aus den Ergebnissen einer jüngeren Untersuchung Baltischen Bernsteins unter Anwendung der Infrarotspektroskopie und anderer Methoden ergaben sich profunde Hinweise auf die Möglichkeit, dass eine ausgestorbene, der Schirmtanne nahe verwandte Art aus dieser Familie als Hauptproduzent für das Harz dieses eozänen Bernsteins in Betracht kommt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schirmtanne
Entdeckt wurde die Schirmtanne 1775 von C.P. Thunberg (1743-1828), einem der bedeutendsten Schüler von Linné, der in Japan viele Jahre als Arzt tätig war. Er hielt sie zunächst für eine Eibe und benannte sie als Taxus verticillata. Erst 1859, 82 Jahre später, konnte der deutsche Arzt und Botaniker Philipp Franz von Siebold (1796-1866), als Mitglied einer niederländischen Gesandtschaft in Japan, Samen aus Japan nach Holland schicken. Fast gleichzeitig sammelte J.G.Veitch (1839-1870), Besitzer der damals bekanntesten englischen Baumschule, Saatgut der neu benannten Sciadopitys verticillata, und führte sie zusammen mit Picea polita, Abies firma und Hamamelis japonica in England ein.
Quelle: https://carstens-baumschulen.de/pflanzenfotos/sciadopitys/sciadopitys-verticillata/
Schon gewusst?
Der botanische Gattungsname besteht aus den griechischen Wörtern skiás (σκιάς) für Schirm und pítys (πίτυς) für Fichte oder Kiefer.
Der japanische Name ist Kōya-Maki (高野槙 bzw. 高野槇, wörtlich: Kōya–Steineibe). Die Schirmtanne ist einer der „Fünf Bäume von Kiso“, die 1708 im Lehen Owari (ein Lehen in Japan in der Edo-Zeit, das von 1610 bis 1871 bestand und von der Famlilienlinie der Owari-Tokugawa regiert wurde) unter Naturschutz gestellt wurden.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schirmtanne
Die „Fünf Bäume von Kiso“ meint die fünf heiligen Tempelbäume Japans
Neben der Schirmtanne sind es der Hiba-Lebensbaum (Thujopsis dolobrata), die Faden-Scheinzypresse (Chamaecyparis pisifera), der Japanische Lebensbaum (Thuja standishii) und die Großblättrige Steineibe (Podocarpus macrophyllos).
Quelle:
https://carstens-baumschulen.de/pflanzenfotos/sciadopitys/sciadopitys-verticillata/
Weiterführende Links
Quelle Foto ausgewachsene Schirmtanne
( Von Photo by David J. Stang – source: David Stang. First published at ZipcodeZoo.com, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61034461 )