Sambucus nigra
Schwarzer Holunder, Holler, Fliederbeere
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Gegen Ende des Weges durch die Zeitenbäume wurde vor Betula utilis ein Sambucus nigra gepflanzt. Obwohl er bereits rundum an den Waldrändern zu finden ist, soll uns dieser hier zur genaueren Betrachtung näher gerückt werden. Ein wichtiger Begleiter der Menschen in der bäuerlichen Kultur über die Jahrtausende hindurch.
Steckbrief
Der Holunder ist einer der häufigsten Sträucher Mitteleuropas mit einem riesigen Verbreitungsgebiet von ganz Europa bis Westasien, Nordindien und Nordafrika. Er wächst vom Tiefland bis in 1500 Seehöhe, zum Beispiel in den Alpen.
Sambucus nigra ist relativ robust, frosthart und anspruchslos. Ursprünglich stammt er aus nitrophilen feuchten Wäldern, krautreich, meist mit Eschen vergesellschaftet. Erst in Kulturlandschaften wird er zum typischen Strauch von Ruderalstandorten, Wald- und Wegrändern.
Der Holunder ist ein Kulturfolger und siedelt sich von selbst gerne neben Häusern und Ställen an, da er verdichtete und nitratreiche Standorte liebt. Dadurch zeigt er natürlich auch diese Bodenbeschaffenheit deutlich an (Zeigerpflanze).
Er erreicht eine Höhe zwischen 3 und 7 m, und ein Breite von 2 bis 4 m.
Sambucus nigra wächst als Großstrauch oder Kleinbaum, oft mehrstämmig.
Dicke Äste und der Stamm haben eine graubraune, längsgefurchte , korkige Rinde.
Stark verzweigt, bogenartig ausladend, hellgrau bis hellbraun gefärbt, stark von Lentizellen (Korkporen) überzogen. Alle Äste und Zweige sind innen hohl und zur Gänze mit dem bekannten hellen, weichen, schaumstoffartigen, Mark gefüllt. Im Frühjahr wurde daraus das Mark entfernt und die traditionellen „Mai-Pfeiferln“ geschnitten.
Große, gelblich weiße, abgeflachte Blütendolden erscheinen im Juni. Die Schirmrispen können bis zu 30 cm Durchmesser haben und verbreiten ihren typischen fruchtigen Honigduft. Die meisten der kleinen weißen Einzelblüten sind fünfzählig, wenige vierzählig. Es gibt fünf gelbe Staubeutel und drei verwachsene Fruchtblätter, aus ihnen entstehen später die drei Kerne. Die übereiche Blüte des Holunders stellt eine wichtige Bienen- und Insektenweide dar. Eine Spezialität der heimischen traditionellen Küche sind die aus den Blüten, in Bierteig getunkt und in Fett herausgebackenen, „Hollerstrauben“. Weiters kann man aus den Blüten einen köstlichen Sirup herstellen und daraus erfrischende Holunderlimonade bereiten.
Bei den Früchten ist Vorsicht geboten! Aus den zunächst grünen, und so noch recht giftigen Beeren, reifen Anfang September die blauschwarzen Holunderbeeren heran. Obwohl die meisten Alkaloide nun bereits stark reduziert sind, sollte man die Früchte nur verarbeitet genießen, da sie roh noch immer Durchfall auslösen können. In Österreich bereitet man daraus gerne einen „Hollerröster“ (Link zum Rezept), in Norddeutschland die traditionelle „Fliederbeersuppe“ (Link zum Rezept). Die Reife der Holunderbeeren zeigt in vielen Gegenden den Herbstbeginn an.
Drei kleine Steinfrüchte werden pro Beere herangebildet. Amsel, Drosseln und Stare fressen gerne die reifen Beeren und tragen so zur Verbreitung des Holunders bei.
Geschichte und Bedeutung
Der Holler gilt als von Mythen und Sagen umwobener Baum. Der Name wird von der Holle, der Freya, der nordischen Hera abgeleitet. Diese Hüterin des Hauses, des Herdfeuers, diese alte Göttin der Frauen, sie steht für Heilung, für Geburt, für Tod und Wiedergeburt, sie hütet die Seelen der Verstorbenen im Jenseits. Dementsprechend groß war die Ehrfurcht der Alten vor dem Holunder. Noch heute sagt der Volksmund, man soll den Hut ziehen oder das Knie beugen sooft man am „Hollerbaum“ vorbeikommt.
Kein Bauernhof war ohne Holunder, wenn die Vögel ihn noch nicht zugetragen hatten, pflanzte man sich ein Bäumchen nah ans Haus und hegte es liebevoll über Generationen. In vorchristlichen Zeiten brachte man ihm Trank- und Speiseopfer dar, was die Kirche natürlich bewog, dieses Treiben zu verbieten und sie bemühte sich, aus der guten schützenden Göttin, eine böse strafende Gestalt in Form der Frau Perchta zu machen. Allein die Verbundenheit der Menschen mit dem Baum blieb bis heute erhalten, was sich darin zeigt, das man noch immer nicht leichtfertig einen alten Hollerbaum fällt. Nicht nur wegen seiner unschätzbaren Heilkräfte, auch wegen der vielen wunderbaren Märchen und Lieder, die sich um den Hollerbaum ranken und die uns noch aus den Kindertagen in den Ohren klingen, lieben die Menschen den Holunder. Man denke nur an das Grimm´sche Märchen von der „Frau Holle“ oder an das alte Kinderlied „Ringel Ringel Reihe, wir sind der Kinder dreie, sitzen unterm Hollerbusch, rufen alle Husch Husch Husch“.
Aus der Baumapotheke
Achtung! Blätter, Rinde und unreife Beeren enthalten verschiedene cyanogene Glycoside, die zu Vergiftung führen können!
Das bekannteste Volksheilmittel ist der Tee aus Holunderblüten. Er wirkt schweißtreibend und fördert das Fiebern. Dieser Schwitz-Tee wird daher bei Grippe und Erkältungen verwendet.
Weitere Infos zu medizinischen Anwendung von Holunder siehe Links
Forum Naturheilkunde Deutschland
Österreichische Apothekerkammer
Pharma Wiki Schweiz
Schon gewusst?
Holunder wird als Plantagenobst flächenmäßig angebaut und in Österreich gilt die Steiermark mit ihren 1400 Hektar als das größte Anbaugebiet. Die bekanntesten Ertragsorten die dabei zum Einsatz kommen sind : Haschberg, Donau, Mammut und Sampo.
Weiterführende Links
Dr. Wolf Dieter Storl – Ethnobotanik- in „Mystica.TV“ über den Hollunder
https://www.youtube.com/watch?v=oqR81mtW5Xo