Pinus sylvestris
Wald-Kiefer auch Rot-Kiefer, Weiß-Kiefer
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Sowohl im Koniferenpark als auch im Teehausgarten stehen einige ausgewachsene heimische Wald-Kiefern. Sie zeigen aufgrund ihres Alters bereits typische Rindenbilder an ihren Stämmen, welche aber standortbedingt doch recht unterschiedlich sein können. Eine „alte Dame“ im Teehaus-Bereich, hat in ihre Nähe, beim Rastplatz unter der Linde, eine junge Strauch-Wald-Kiefer (Pinus sylvestris Watereri) aus der gemeinsamen Familie bekommen.
Steckbrief
Die Wald-Kiefer ist ein schnellwüchsiger immergrüner Nadelbaum mit einem erreichbaren Alter von 600 Jahren. Sie ist eine von rund 100 weltweit vorkommenden Föhrenarten. Das Hauptverbreitungsgebiet umfasst Europa bis weit nach Sibirien, reicht im Norden bis Lappland, im Süden bis in den äußersten Nordwesten Spaniens und in die Türkei. In Frankreich und Schottland ist sie nur noch verstreut anzutreffen.
Die Wald-Kiefer ist als Pionierbaumart anspruchslos und tolerant gegenüber vielen Böden und Klimaten. Kiefernwald wächst von Natur aus auf armen, trockenen Böden, auf sandigen und moorigen Standorten sowie auf trockenen Kalkböden, da hier die Wuchskraft anderer Baumarten geschwächt ist. Mit ihrem Pfahlwurzelsystem kann die Wald-Kiefer im Falle von Trockenperioden auch in bis zu 6 m tiefer liegenden Wasserschichten vordringen.
Die Wald-Kiefer kann bis zu 35 m hoch werden und ein Alter von über 500 Jahren erreichen.
Die Wuchsform der Wald-Kiefer passt sich, wie für einen Pionierbaum typisch und entscheidend, den Standortgegebenheiten an. In tiefer gelegenen, schneearmen Lagen ist sie häufig eher breitkronig, krummschaftig und grobastig. In höheren und schneereichen Lagen wächst sie eher schmalkronig, geradeschaftig und feinastig. Die Aststockwerke sind locker aufgebaut und ältere Bäume haben oftmals eine halbkugelige Krone. Auf Standorten mit geringer Substratauflage, auf Felsuntergrund oder als Windflüchter an Küsten bildet die Waldkiefer eine ausladende Schirmkrone aus.
Die Borke ist in der Jugend glatt graugelb. Später bilden sich im unteren Stammbereich braunrote, tiefrissige und grobe Schuppen, im oberen Stammbereich die orange, dünne Spiegelrinde, von der sich oft glänzende, pergamentartige und dünne Plättchen lösen. Die Stämme der älteren Waldkiefern sind somit deutlich zweifarbig.
Die mehrjährigen, blaugrünen, meist starren und spitzen Nadeln sind mehr oder weniger gedreht, paarweise in einer Nadelscheide (Kurztrieb) zusammengefasst und 4 bis 7 cm lang. Die Nadelspitzen wirken als Kondensationspunkte für Taubildung und dienen so der zusätzlichen Wassergewinnung. Die Nadeln fallen gemeinsam mit dem dazugehörigen Kurztrieb gewöhnlich nach 3 Jahren ab.
Die Wald-Kiefer ist ab etwa 10 bis 15 Jahren blühfähig. Die männlichen Blüten entstehen zahlreich um die Basis der jüngsten Langtriebe. Unreif sind sie zunächst kugel- bis eiförmig und grün-gelb. Aufgeblüht werden sie etwa zwei Zentimeter lang, sind walzenförmig und rotbraun bis braun mit gelbem Blütenstaub. Die Verbreitung des Pollens erfolgt durch den Wind und die Blütezeit ist April-Mai. Am Ende der Kurztriebe stehen ein bis drei, rötliche, etwa 5 bis 8 cm lange weibliche Blüten, die nach der Bestäubung und Befruchtung die Samen bilden.
Die befruchteten weiblichen Zapfen sind anfangs dunkelgrün und reifen erst im November des zweiten Jahres zu dunkelbraunen, ei-kegelförmigen, bis zu 8 cm langen und etwa 3,5 cm breiten Zapfen heran. Sie sitzen zu zweit oder in Gruppen an gekrümmten Stielen. Nach Freigabe der geflügelten Samen, die durch den Wind verbreitet werden, fallen diese Zapfen als Ganzes ab.
Die etwa 8 cm langen und 3 bis 4 cm breiten, kurz gestielten und dunkelbraunen Zapfen geben die 3 bis 5 mm kleinen Samenkörner frei.
Die Samen reifen im Herbst des 2. Jahres und werden erst im Frühjahr des 3. Jahres aus den Zapfen entlassen. Eine 100jährige Föhre produziert jährlich etwa 1600 Zapfen à rund 800 Samen!
Kiefern produzieren Harz, das bei Verletzungen der Rinde den Wundabschluss bildet und den Baum vor Infektion mit Pilzkrankheiten schützt. Aus dem Harz der Kiefern, dem Rohbalsam, können durch Destillation Terpentinöl und Kolophonium gewonnen werden. In Österreich gibt es noch Betriebe die die Harzverarbeitung (Pecherei) betreiben. In der Forstwirtschaft werden die Wald-Kiefern nach einer Wachstumszeit von 80 bis 140 Jahren bzw. nach Erreichen einer bestimmten Stammstärke (ca. 35 oder 40 Zentimetern Brusthöhendurchmesser) geerntet.
Die Hauptverwendung des im Vergleich zur Fichte und Tanne dichteren, etwas härteren und mit ausgeprägten Jahrringstrukturen versehenen Föhrenholzes liegt in der Fabrikation von Tür- und Fensterrahmen, Möbel, Fussböden sowie für den Schiffsbau.
Zu weiteren umfangreichen Informationen das Holz der Wald-Kiefer betreffend siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kiefernholz
Geschichte und Bedeutung
Kienbaum und Pechbaum erinnern uns an vergangene Verwendungsformen der Wald-Föhre. Das Holz wurde zu etwa 3 mm dicken und 4 bis 10 cm langen Streifen geschnitten und als Kienspan entweder zum Erhellen der Wohnstuben oder als Anfeuerholz verwendet. Die Pech- oder Harzgewinnung (Pecherei) gehört seit Ende des 20. Jahrhunderts ebenfalls schon fast zur Gänze der Vergangenheit an. Eines der wertvollsten, durch die Natur gestalteten Kunstwerke ist Bernstein, das „Gold des Nordens“. Dabei handelt es sich um erhärtetes Föhrenharz, das vor rund 50 Millionen Jahren aus den Bäumen ausgelaufen ist. Beeindruckend sind dabei vor allem Einschlüsse von Insekten und Pflanzenresten, sogenannte Inklusen.
Eine besondere Verwendung der Wald-Kiefer sollte nicht vergessen werden: die Gestaltung zu einem Bonsai. Aus Sämlingen oder aus kleinen, unter widerlichsten Bedingungen, schon krumm und klein gewachsenen Bäumchen (sogenannten „Grotzli“) können mit viel Geduld und Geschick knorrige Miniaturen herangezogen werden.
Ein Beispiel für das Umdenken aus forstwirtschaftlicher Sicht: im letzten Jahrhundert wurde aus forstwirtschaftlichem Interesse die Kiefer wegen ihrer Standorttoleranz und der relativen Schnellwüchsigkeit auf den nährstoffarmen Sandböden Nord-, Süd- und Ostdeutschlands großflächig angepflanzt. Die Folgen solcher ausgedehnten Reinkulturen zeichneten sich lehrbuchartig sehr schnell ab: Insektenbefall durch den Kiefernspanner, Pilzbefall z.B. Kiefernblasenrost und Feuer richteten immer wieder große Schäden an den Beständen an. Aber auch die Böden wurden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, da die schwer zersetzbare und saure Nadelstreu in Kombination mit dem sauren Regen die ph-Werte der Böden schnell unter 4 sinken ließen. Heute hat ein Umdenken stattgefunden, das diese Monokulturen verwirft und durch Zwischenpflanzung von Eichen und Buchen eine ökologisch gute Mischung zu erzielen sucht.
Aus der Baumapotheke
Informationen zu medizinisch-arzneilichen Verwendungen unter
http://www.arzneipflanzenlexikon.info/kiefer.php
und
https://www.awl.ch/heilpflanzen/pinus_sylvestris/kiefer.htm
Schon gewusst?
Der Gattungsname „Pinus“ kommt von lateinisch pinum und meint einen spitzen Gegenstand. Bei der Wald-Kiefer sind damit die spitzen Nadeln gemeint. Für die Wald-Kiefer oder in der Umgangssprache einfach „Föhre“ sind viele unterschiedliche Namen bekannt: Dähle, Forch, Forche, Forle oder Kienbaum.