Mespilus germanica
Echte Mispel
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Dieses wertvolle historische Obstgehölz, es wurde unter anderem in der Landgüterverordnung Karl des Großen als eine von 16 empfohlenen Obstarten erwähnt, durfte in unserem Wildobstgarten einfach nicht fehlen. Die Pflanzung erfolgte 2016.
Steckbrief
Der zweite Teil des Namens „germanica“ ist irreführend, die Mispel stammt ursprünglich aus Westasien. Kultiviert wurde die Art sehr früh auch außerhalb ihres natürlichen Areals von den Griechen und Römern, welche sie auch nach Mitteleuropa brachten.
GeringeStandort- Ansprüche, warme nährstoffreiche Böden, kaum Spätfrostschäden, verträgt kein Umpflanzen und keine allzu große Trockenheit.
bis 5 m, Krone ausladend, annähernd rund
Die Mispel wächst als sommergrünen manchmal dorniger Baum mit krummem Stamm, knorrigen Ästen und breiter Krone, der essbare Früchte trägt. Die oft bizarr gebogenen Astformen geben oft noch recht jungen Bäumen ein betagtes Aussehen.
Normale, zwittrige, radiärsymmetrische Blüten mit doppelter Blütenhülle der Rosengewächse. Blüten an Kurztrieben, Durchmesser von 3 – 5 cm, Kelchblätter schmal, lanzettlich und auf der Außen- und Innenseite behaart. Rundliche Kronblätter weiß oder etwas rosafarben, 30 bis 40 Staubblätter rote Staubbeutel (Antheren). Selbstbestäubung ist die Regel, Blütezeit Mai und Anfang Juni.
am Kurztrieb, bräunlich, Form einer abgeflachten Kugel mit deutlich erkennbaren erhaltenen vertrockneten Kelchblättern an der Spitze, reif gegen Ende Oktober, Anfang November, erst nach den ersten Frösten. Früchte der Wildform von 1,5 -3 cm Durchmesser, Kulturformen 3 – 6,5 cm Durchmesser, Samen 5 Kerne im fleischigen Gewebe.
sehr hart, zerstreutporig, feine Textur. Splintholz weiß mit leicht rosa Tönung, Kernholz bräunlich, Jahresringe sind gut zu erkennen.
Geschichte und Bedeutung
800 v.Ch. war die Mispel bereits bei den alten Griechen in Kultur. Ab dem 2.Jahrhundert v.Ch. verbreitete sie sich im römischen Raum. Ihr Name „Mespilius“ stammt auch aus dem Latein und wurde von Plinius d. Ä. oder auch dem Arzt Dioscurides verwendet. Von den Römern wurde sie über die Alpen nach Deutschland gebracht und erlebte dort, ausgehend von den mittelalterlichen Klostergärten, eine Zeit der Hochblüte. Heute werden die Mispeln zur Obstgewinnung wieder in größerem Umfang um den Vierwaldstättersee in der Innerschweiz angebaut.
Die Wildformen vermehren sich generativ, die Samen bleiben 18 bis 20 Monate keimfähig und werden durch Vögel und Eichhörnchen verbreitet, wahrscheinlich auch durch Rehe und Wildschweine. Kulturformen werden durch Okulation und durch Pfropfen auf verschiedenen Unterlagen wie Weißdorne, Birnen, Quitten, Ebereschen vermehrt.
Bei guten Standortbedingungen wird die Mispel normalerweise nur selten von Krankheiten befallen oder von Insekten geschädigt. In Plantagen können die Larven der blattminierenden Schmetterlingsart Lithocolletis blancardella Schäden anrichten. Der Pilz Monilia fructigena (Gattung Monilia) ruft Fruchtfäule hervor, der Mehltau-Erreger Podosphaera clandestina führt zum Welken von Blättern und Knospen. Die Mispel ist anfällig gegen Erwinia amylovore, den Erreger des Feuerbrands.
Aus der Baumapotheke
Hildegard von Bingen empfahl den Verzehr von Mispeln wegen ihrer gesundheitsfördernder Eigenschaften speziell für schwächliche Kinder: „…weil sie ihr Fleisch wachsen lässt und ihr Blut reinigt…“(H.v.B.)
Schon gewusst?
Die Mispel trägt im Volksmund viele Namen, so auch Mespelen, Hespeln, Nespili (Italien) oder Asperln. Besonders bildlich beschreibt der volktümliche „Hundsarsch“ das eigenwillige Aussehen der Mispelfrucht. Der Gattungsname Mespilus stammt aus dem Lateinischen und wurde unter anderen von Plinius dem Älteren (23–79 n. Chr) und Palladius (4. Jh. n. Chr.) verwendet, der genaue Anweisungen zur Kultur der Mispel in Opus agriculturae anführt.