Larix decidua
Europäische Lärche
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Schräg gegenüber der ersten Bank im Koniferenpark steht eine etwa 50 Jahre alte Europäische Lärche aus den Anfängen des Arboretums. Die Gattungen Larix, Pseudolarix und Cedrus bilden eine entwicklungsgeschichtlich sehr alte Untergruppe der Lärchenartigen (Laricoideae) innerhalb der Kiefernartigen, die als gemeinsames Erkennungsmerkmal die typischen rosettenartigen Büschel kurzer Nadeln hat.
Steckbrief
Die Europäische Lärche ist der einzige in Europa heimische, laubabwerfende, winterkahle Nadelbaum. Daher der Artenname decidua (=abfallend), was den Abfall der Nadeln meint. Sie überdauerte die letzte Eiszeit vermutlich in den Karpaten und ihr Verbreitungsgebiet kann in vier Teilareale gegliedert werden: Alpen, Sudeten, Karpaten und Weichselniederungen. Die Europäische Lärche wird bis zu 54 m hoch und kann ein Alter bis zu 1000 Jahren erreichen.
Das typische Wurzelsystem der Lärche ist das Herzwurzelsystem. Durch ihre starke Wurzelenergie geht sie tief in kies- und steinhaltige Böden, wobei es dabei zu zahlreichen Wurzelverkrümmungen kommt, die den Halt verstärken. In feinerer Erde geht sie bis in 2 m Tiefe. Die Lärche kann sowohl auf Kalkgesteinsböden auch auf Quarz- und Silikatgestein wachsen.
Die Lärche bildet Wälder vor allem in der subkontinentalen Klimalage gemeinsam mit der Gemeinen Fichte (Picea abies), besonders an Steilhängen und auf Blockstandorten und erreicht in den Zentral- und Ostalpen zusammen mit der Zirbe (Pinus cembra) die obere Baumgrenze (bis 2500 m NN.).
Die Lärche verträgt sowohl Temperaturen von −40 °C als auch hochsommerliche Hitze. Ihre Nährstoffansprüche sind gering bis mittel, bevorzugt aber – wie jeder Waldbaum – lehmige Böden. Nur auf sehr nährstoffarmen Sanden ist sie nicht anzutreffen. Die Wasseransprüche sind nicht besonders hoch und so wächst sie auf frischen bis mäßig frischen, aber auch trockenen Standorten.
Als ausgesprochener Lichtbaum bildet sie mit der Zirbelkiefer den sogenannten „Arven-Lärchenwald“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Arven-L%C3%A4rchenwald ), den typischen Wald der oberen Waldgrenze in extremen Hochgebirgslagen.
35 – 40 m
Sommergrüner Baum mit regelmäßiger meist schlanker, im Alter etwas abgeflachter Krone.
In jungen Jahren ist die Rinde glatt und grün- bis graubraun, wird dann aber zu einer bis zu 10 cm dicken, tiefgefurchten, graubraunen, schuppigen Rinde mit rotbraunen Furchen.
Die Rinde der Langtriebe ist anfangs hellgelb bis hell-gräulich-gelb und wird im zweiten oder dritten Jahr grau oder schwärzlich.
Die 1-3 cm langen und bis ca. 1mm breiten Nadeln stehen an den Langtrieben einzeln, meist zugespitzt und den Kurztrieben in Büscheln zwischen 20 und 40 Stück rosettenartig angeordnet. Die Nadeln sind sehr weich und biegsam, in den Büscheln der Langtriebe vorne stumpf und wenig zugespitzt und abgeflacht. Zum Zeitpunkt des Austriebs sind die Nadeln hellgrün, dunkeln später nach, färben sich im Herbst erst goldgelb dann leuchtend rostorange und fallen ab. Gewöhnlich sind die Nadeln einjährig und fallen ab, um die Verdunstung zu verringern und das Austrocknen des Baumes zu verhindern. Die Blattbasen bleiben verholzt stehen und geben den Zweigen ein „knorriges“ Aussehen.
Die Lärche ist ein Windbestäuber und blüht zwischen März und Mai, nachdem sie nach 15-20 Jahren (als alleinstehendes Exemplar) bzw. nach 30-40 Jahren (innerhalb eines Baumbestandes) die Fruchtbarkeit erreicht hat. Die Lärche ist einhäusig, das bedeutet, dass männliche und weibliche Blüten auf einer Pflanze vorkommen. Männliche Blüten sind eiförmig, 5-10 mm lang, schwefelgelb, befinden sich an unbenadelten Kurztrieben und wachsen nach unten gerichtet. Weibliche Blüten stehen aufrecht, wachsen meist an dreijährigen benadelten Kurztrieben, sind etwa 1-2 cm groß und rosa- bis dunkelrot gefärbt. Gegen Herbst beginnen sie grün zu werden. Bei der Lärche fehlt ein Bestäubungtropfen, die Bewegung des Pollens zur Samenanlage findet anders als bei Koniferen mit Bestäubungstropfen statt.
Siehe Zapfen
Die reifen aufrecht stehenden Zapfen sind hellbraun, eiförmig, 1,5 bis 6 cm lang und 1,5 bis 2 cm breit. Die rundlichen Samenschuppen sind bräunlich behaart und sind am oberen Rand zumeist minimal nach außen gebogen. Die Samen reifen erst im darauffolgenden Frühjahr, sind glänzend hellbraun, dreieckig-eiförmig, 4mm lang und mit Flügeln verwachsen und zwischen September und November reif. Die beflügelten Samen verbreiten sich als „Drehflieger“, aber auch „Bearbeitungsverbreitung“ durch Vögel und die Verbreitung durch Wasser gehört zur Samenverbreitung der Lärche. Die Samenreife erfolgt von Oktober bis November. Die Europäische Lärche ist ein sogenannter „Tot-Ast-Erhalter“, was bedeutet, dass nach dem Ausfliegen der Samen die Zapfen erst nach etwa 10 Jahren mit dem Zweig zu Boden fallen.
Lärchenholz wird gerne wieder als Bau-und Schalholz für den Außenbereich bei traditionellen, aber auch modernen Holzhäusern verwendet. Es muss nicht mit (giftigen) Holzschutzmitteln behandelt werden, sondern vergraut, beziehungsweise versilbert von selbst unter dem Einfluss der Witterung und bildet so eine Schutzschicht. Es entsteht das typische Silbergrau alter Almhütten.
Das Kernholz ist intensiv rotbraun, der Splint schmal und gelblich bis rötlichweiß gefärbt. Trotz hohem Harzgehalt sind die Harzgänge interessanterweise nicht zahlreich und sehr klein. Das Holz weist sehr gute Festigkeitseigenschaften auf und verfügt über eine hohe Dauerhaftigkeit gegen Witterungseinflüsse, besser als bei Fichte, Tanne und Kiefer. Lärchenholz wird vor allem als Bau- und Möbelholz sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich genutzt. Hinzu kommt noch die, in Europa auch forstwirtschaftlich genutzte, von der japanischen Insel Honshū stammende, Japanische Lärche (Larix kaempferi) sowie die aus der Europäischen und Japanischen Lärche gezüchtete Hybridlärche (Larix eurolepis).
Für nähere Informationen zum Lärchenholz siehe https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4rchenholz
Geschichte und Bedeutung
Lärchen wuchsen bereits vor 60 Millionen Jahren auf der Erde. Fossile Funde belegen zudem, dass sie sich vor rund einer Million Jahren von Sibirien nach Europa ausbreiteten. Der Name Lärche leitet sich ab von Larix, dem Namen der Gallier für diesen für sie besonderen Baum, der sich vom sommerlichen Grün bis in den Herbst ins leuchtend Goldgelb verwandelt, um nach kurzer Zeit kahl dazustehen. Gemäß verschiedener Quellen bedeutete Larix „aus Holz gewonnener Teer“ (Lärchenharz). Vom Althochdeutschen „Laihta“, „Larihha“ oder „Lericha“ über „Larche“ oder „Lerche“ im Mittelhochdeutschen kam es zum „Lärche“ mit „ä“ als Abgrenzung zum gleichnamigen Vogel, der Lerche.
Interessant ist, dass das heutige Verbreitungsbild reiner Lärchenbestände zu einem großen Teil auf die jahrhundertelange „Bewirtschaftung“ der Gebirgswälder, bevorzugt das „Beweidungs- Interesse“ durch den Menschen zurück. Ohne menschliche Selektionen hätte die schattenverträglichere Zirbelkiefer die lichthungrige Lärche allmählich verdrängt. Wo sich Gebirgsflächen jedoch zur Weidenutzung anboten, hat der Mensch gezielt die Zirbelkiefern und Fichten herausgeschlagen. Entstanden sind auf diese Weise lichtdurchflutete Wälder, die sich dann Weidewirtschaft eigneten. Diese Artenverschiebung im Gebirgswald zugunsten der Lärche wurde außerdem dadurch unterstützt, dass die Zirbelkiefer sehr viel stärker durch Verbiss und Vertritt Schaden nimmt. Lärchen waren zusätzlich noch aufgrund ihrer dicken und korkähnlichen Borke resistenter gegenüber den früher sehr häufig auftretenden Waldbränden.
Aus der Baumapotheke
Ein Ausflug in Mythologie und Heilkunde
Quelle des Textes https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/nadel/wsl_laerche/index_DE
Wegen ihrer schützenden Kräfte wurde die Lärche schon früh kultisch verehrt. Im Altertum galt sie als heiliger Baum, vielleicht auch deswegen, weil bereits Plinius (1. Jh. n. Chr.) überzeugt war, dass die Lärche feuerfest sei und „weder brennen noch verkohlen könne und durch das Feuer nicht anders angegriffen werde als ein Stein“.
Bekannt waren und sind heute noch Orte mit Standorten von „Heiligen Lärchen“, so beispielsweise bei Nauders (Tirol), der Wallfahrtsort Maria Larch (http://www.sagen.at/doku/quellen/quellen_tirol/maria_larch.html ) im Gnadenwald bei Innsbruck sowie eine alleinstehende Lärche bei S-chanf im Engadin. Letztere musste allerdings auf Betreiben der reformierten Pfarrherren als „Heidenzeug“ gefällt werden.
Nicht wenige Sagen und Geschichten erwähnen die Lärche als lieblichen Baum, unter dem sich den Menschen wohlgesinnte Waldfeen ein Stelldichein geben. Diese guten Feen oder „Saligen Frauen“ helfen verirrten Wanderern und armen, hilfsbedürftigen Menschen.
Bis in die Neuzeit haben sich auch verschiedene, heidnische Bräuche aufrecht erhalten. In der Walpurgisnacht (30. April) wurden in östlichen Teilen Deutschlands Lärchenzweige (Hexenrüttel) an Türen und Fenstern aufgehängt, um böse Geister zu vertreiben. Geächteten oder „leichten“ Mädchen wurden jeweils, je nach Gegend in der Nacht zum 1. Mai oder zum Pfingstmontag ein „Lärchentannle“ auf das Hausdach gesetzt. Solche Mädchen gingen als „g’lärchelt“ in die Dorfgeschichte ein.
Der Lärche wird verschiedenartig heilende Wirkung zugeschrieben. Am bekanntesten ist das Terpentin, bekannt auch unter dem Namen „Venetianisches Terpentin“. Die aus der Lärche gewonnene Harzsalbe enthält bis zu 20% ätherisches Öl und über 50% Harzsäuren. Sie soll gegen Gicht, Hexenschuss, Rheuma, Neuralgien, Erkältungen, Durchblutungsstörungen und Infektionen helfen.
Schon gewusst?
Am Fuße der Lärche gedeihen oft Mykorrhizapilze wie der Goldröhrling oder Gelber Lärchenröhrling ( Von Dezidor – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2576917 ) und ein uns allen bekannter „Begleiter“, der Fliegenpilz ( Von Amanita_muscaria_3_vliegenzwammen_op_rij.jpg: Onderwijsgekderivative work: Ak ccm – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Amanita muscaria 3 vliegenzwammen op rij.jpg:, CC BY-SA 3.0 nl, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21983879 ).
Weiterführende Links
Quelle des Fotos Zapfen und weibliche Blüte und fachlich besonders interessante Webseite mit umfangreichen PDFs zum Download
https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/nadel/wsl_laerche/index_DE