Betula albosinensis
China-Birke oder Kupfer-Birke
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Ein Platz des Bereichs Zeitenbäume des Arboretums war schon ganz besonders, als wir zum ersten Mal diese unbeachtete, stille Landschaft begangen haben: die eindrucksvolle Erscheinung eine alten Himalaya-Birke in ihrer weißgrauen Rinde in enger Gemeinschaft mit einer ebenso alten Magnolie voller Blüten und
einem 6 Meter hohen, dunkelblaugrünen Baum im Hintergrund, einem Viginischen Wacholder. Da war klar, dass zu dieser Gemeinschaft der Farben und Formen zwei weitere, ganz besondere Vertreterinnen der Birkenfamilie passen würden, die Blut-Birke (Betula pendula purpurea) mit ihren wunderschönen Austrieben des Laubs und die Kupfer-Birke mit ihren Farben der Blätter im Herbst und der Rinde im Winter. Wir haben es nicht bereut!
Steckbrief
Das Verbreitungsgebiet liegt in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Henan, Hubei, Ningxia, Qinghai, Shaanxi, Shanxi und Sichuan. Dort wächst die Kupfer-Birke in artenarmen Wäldern und Gehölzgruppen der gemäßigten Zone in Höhen von 1000 bis 3400 m über N.N., was diese Art frosthart macht. Die Kupferbirke dominiert dort große Flächen, kommt aber auch in Mischkulturen von dichten Nadelwäldern vor.
Trockene bis frische, saure bis schwach alkalische, sandig-humose Böden an sonnigen Standorten. Kurz gesagt die Bedingungen einer Pionierbaumart für saure bis schwach alkalische Böden.
Betula albosinensis erreicht eine Wuchshöhe von ca. 10 m und eine Wuchsbreite von ca. 5 m. Sie ist ein typisches Pioniergehölz für den Waldrand. In der Jugend wächst die Kupferbirke sehr schnell, um sich gegenüber der Konkurrenz aus Wildkräutern und Sträuchern behaupten zu können. Mit zunehmendem Alter lässt die Wuchsgeschwindigkeit nach. (siehe unten Holz).
Die Krone ist breit kegelförmig und relativ locker aufgebaut, so locker, dass die Kupferbirke, obwohl kein Tiefwurzler, selten vom Sturm umgedrückt wird: der Wind kann fast widerstandslos durch die Krone durch. Der Stamm dieses Pionierbaumes bleibt relativ schmal, vor allem als schnellwüchsiger Lichtkonkurrent und bietet einen Brusthöhen-Durchmesser von ca. 30 cm.
Die ältere Rindenschicht ist in den Farben weißlich bis orange, blättert stetig in großen Platten ab und darunter kommt dann eine leuchtende kupferfarbene neue Rinde zum Vorschein. Daher auch der Name „Kupferbirke“. Diese Rinde leuchtet bereits von weitem in der Sonne und gibt den chinesischen Birkenwäldern ihr typisches Aussehen.
Als weibliche Blütenstände werden Kätzchen gebildet, meist einzeln stehend, 2 bis 4 cm lang, zylindrisch-eiförmig. Die Blütezeit ist April und Mai. Im Hochsommer werden dann die kleinen Flugnüsschen gebildet, welche viele Meter weit fliegen können.
Die Früchte sind eiförmige, 2 bis 3 mm große Nüsschen mit häutigen Flügeln und reifen von Juli bis August.
In China spielt die Kupferbirke eine herausragende Rolle in der Forstwirtschaft. Das harte und dichte Holz mit dem rosafarbenen bis rötlichbraunen Kernholz. Es ist sehr ungewöhnlich, dass Birken Hartholz bilden, aber diese Birke wächst nach wenigen Jahren nur noch sehr langsam und verhärtet so ihr Holz. Das Holz von Betula albosinensis wird in Asien und Nordamerika sehr gerne als Bodenbeläge, auch für den Außenbereich verwendet, da es duerhaft ist, nicht schnell verrottet und Lacke bzw. imprägnierende Öle werden vom Holz gut aufgenommen.
Geschichte und Bedeutung
Die Kupferbirke ist als Wald-Pionierbaum für saure bis schwach alkalische Böden vor allem durch die von uns geschaffenen Monokulturen in der Waldwirtschaft interessant geworden. Dieses Bodenmilieu finden wir bei uns in Fichtenwäldern. Ständig nachgeforstete Fichtenmonokulturen seit mehr als 50 Jahren haben den Boden in manchen Gebieten derart stark abgesauert, dass es andere Baumarten sehr schwer haben, sich zu entwickeln. Betula albosinensis liebt die stark abgesauerten und doch humosen Böden. Sie vermischt sich mit der Fichte und bildet am Rand auch Einzelbestände. Durch das hervorragende und leicht zu kompostierende Laub, ebnet dieser Waldspezialist die Flächen für kommende Baumgenerationen.
Weiterführende Links
Dr. Wolf Dieter Storl – Ethnobotanik in „Mystica TV“ über die Birke
https://www.youtube.com/watch?v=zFED6KL1rC8