Tilia tomentosa
Silber-Linde
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
„Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum“ so heißt es im schönen alten Volkslied und so behütet auch hier im Arboretum ein Lindenbaum den Rastplatz beim Trinkbrunnen. Eine Silber-Linde, möge sie im Sommer ihre Gäste mit kühlem Schatten und einer Wolke aus süßem Duft und Bienengesumm erfreuen.
Steckbrief
Beheimatet in Südosteuropa und in Kleinasien als waldbildender Baum in Flaum-Eichen-Mischwäldern. Die namensgebende silbrig, filzige Behaarung von Blattunterseiten und jungen Zweigen ist ein typisches Anpassungsmerkmal für trockene, heiße Standorte.
fruchtbare, tiefe, wenig saure oder neutrale Mineralböden, Sie hält gut Hitze, Sommertrockenheit, Frost und Luftverunreinigung aus.
20 bis 30 m
stattlicher sommergrüner Laubbaum mit dichter regelmäßig gewachsener Krone, rund oder breit pyramidenförmig, Äste aufwärts strebend.
grünlich-grau, ziemlich glatt; im Alter feines, sehr flaches Leisten- und Furchenmuster. Zweige heller oder dunkler graugrün, im Frühsommer auffällig und dicht mit weißfilzigen Haaren.
üppig gelb und überreich, stark duftend, hängende Trugdolden bis zu 7-10 cm lang, Blütezeit Juli – August, eine besondere Bienenweide.
8- 11 mm dicklich-kugelige, grünliche Nüsschen, etwas warzige Oberfläche, mit Flügeln, die die Samen im Herbstwind wie kleine Propeller kilometerweit davontragen.
gelblich-weiß und leicht bearbeitbar, schwindet wenig und bei konstant geringer Luftfeuchte sehr dauerhaft. Verwendung als Rahmenholz für Möbel, Sperrholz, Spielwaren, Holzgefäße, Schnitzarbeiten, Bienenstöcke, Kisten aber auch für Holzkohle.
Lindenholz eignet sich wie kein anderes für Bildhauerei und Schnitzerei. Seit dem frühen Mittelalter wurden unzählige Kunstwerke der christlichen Sakralkunst aus Lindenholz geschaffen, wie auch von so herausragenden Meistern wie Tillmann Riemenschneider oder Veit Stoß. Aus dem „ Lignum sanctum“ , dem heiligen Holz, fertigten sie ihre unvergleichlichen Meisterwerke.
Geschichte und Bedeutung
Die Menschen lieben die Linde, aber die Linde liebt auch die Menschen. Sie gedeiht viel besser alleinstehend am Dorfplatz, als im Wald, gedrängt zwischen den anderen Bäumen. Seit Urzeiten gibt es kaum ein Dorf in Mitteleuropa ohne Linde. Sie wacht Jahrhunderte über Höfe, Kapellen und Wegkreuzungen. Unter Linden wurde gefeiert, geliebt und Recht gesprochen. Sie war der Göttin der Liebe geweiht, zuerst Freya und Aphrodite, im Christentum dann Maria. Auch in der Literatur spielt die Linde eine besondere Rolle, in der griechischen Mythologie, in den deutschen Sagen, wie zum Beispiel im Siegfriedlied, und vor allem in den Volksliedern. Zu Recht kann man daher die Linde als den wichtigsten Baum und Kulturbegleiter der europäischen Völker bezeichnen.
Auch heute finden sich noch zahlreiche uralte Linden in unseren Städten und Dörfern. Sie sind denkmalgeschützt und haben Jahrhunderte überlebt. Allerdings leiden die beiden heimischen Arten, Winterlinde (Tilia cordata) und Sommerlinde (Tilia platyphyllos) stark unter der zunehmenden Umweltverschmutzung.
Die Linde ist auch eines der wichtigsten Landschaftsgehölze Europas, man denke an die kilometerlangen Lindenalleen, die vor allem in den Ebenen ganze Landschaften prägen.
In Großbritannien wurde die Silber-Linde bereits 1767 aufgrund ihres dekorativen Wertes eingeführt. Sie ist ziemlich widerstandsfähig gegenüber Staub und Abgasen aus Industrie, Verkehr und Haushalten und daher seit dem 19. Jahrhundert eine beliebte Pflanze in Parks und als Alleebaum von Straßen.
Aus der Baumapotheke
In der Volksheilkunde ist vor allem der Lindenblütentee bekannt, der aufgrund seiner schweißtreibenden Wirkung gerne bei Erkältungen und Infekten verwendet wird.
Die Silber-Linde wird als Baum für Gemmotherapie (Knospentherapie) eingesetzt.
Schon gewusst?
Die Silber-Linde wird auch gerne von Hummeln besucht, die zu der späten Blütezeit im Juli kaum noch andere Nahrung finden. Der an sich reichlich produzierte Nektar reicht aber nicht mehr aus, so dass man relativ viele tote Blütenbesucher unter blühenden Bäumen findet. Früher nahm man daher an, die Linden wären für diese Tiere giftig, etwa durch die Produktion des für Bienen gefährlichen Zuckers Mannose. Inzwischen wurde aber nachgewiesen, dass die Linden für die Hummeln ungiftig sind.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Silber-Linde
Weiterführende Links
Quelle Foto Blütenstand Von Philmarin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15505811
Sehr genaue Informationen aus der forstlichen Praxis
https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/waldbau/wuh_tilia_tomentosa/index_DE