Sorbus domestica
Speierling
Familie: Rosengewächse
Der Speierling, und neben ihm die Elsbeere, hat seinen Platz im Arboretum bei den „Zeitenbäumen“ bekommen, weil er die Menschen als Wildobstbaum schon sehr lange begleitet und auch wegen seiner Erhaltung als wichtiges und mittlerweile schützenswertes Kulturgehölz ist.
Steckbrief
Der Speierling ist eine submediterrane Art, Hauptverbreitungsgebiet von Ostspanien über Frankreich, Italien, Balkan bis zur Krim und Kleinasien und Nordwestafrika. Kam schon früh nach Mitteleuropa wo er in Klostergärten und Weinbaugebieten angepflanzt wurde. Heute in Österreich leider wieder sehr selten, 2008 konnten nur etwa 500 ausgewachsene Speierlinge gezählt werden.
Der Speierling ist licht- und wärmebedürftig, langsam wachsend, konkurrenzschwach und anfällig gegen Wildverbiss.
freistehend bis 20 m, als Einzelbaum Stammdurchmesser über 100 cm und bis zu 400 Jahre alt.
großer breitkroniger Baum.
rissig, kleinschuppig, graubrau.
weiß, zusammen in Trugdolden, unangenehmer Duft, Blütezeit Mai.
extrem sauer, 2-4 cm große, apfel- bis birnenförmig, grün-gelblich, auf der Sonnenseite rötlich, vollreif bis schokoladenbraun, erst überreif sind sie süß genug für den Rohverzehr. Reifezeit September/Oktober, meist je 2 Samen. Früchte können von Baum zu Baum in Form und Farbe stark unterschiedlich sein. Samen zur Vermehrung durch Tierfraß und Verbreitung nicht so bedeutend wie Wurzelbrut.
sandfarben bis rötliches Splintholz, bräunliches, zähes und hartes Kernholz. Geschätzt zum Schnitzen und Drechseln, für den Bau von Dudelsäcken und als Möbel- und Furnierholz.
Geschichte und Bedeutung
Der Speierling wurde seit der Antike als Nahrungsmittel geschätzt und von Theophrast (4. Jh. v. Chr.), Plinius (1. Jh.) und Karl dem Großen als Obstgehölz anerkannt. Die Verbreitung nördlich der Alpen erfolgte durch die Römer und Karl der Große ließ „sorbarios“ anbauen, womit wohl Speierlinge gemeint waren. Heute spielt der Speierling nur mehr als Spezialität im Obstbrand oder als säuregebender Zusatz zu Obsweinen und Mosten eine Rolle.
Aus der Baumapotheke
In der Volksmedizin spielten die Früchte wegen ihres Gerbstoffgehalts eine Rolle als adstringierendes Hausmittel bei Magen- und Darmbeschwerden wie Durchfall bzw. Ruhr. Das Handbuch der Allgemeinen Heilkunde Therapia generalis von 1805 zählt die Früchte des Speierlings, neben Schwarzbeere, Schlehe, Kornelkirsche u.a., zu den „zusammenziehenden Früchten“, daher die Anwendung bei Durchfall.
Weitere Fachinformationen
https://www.apotheker.or.at/internet/oeak/NewsPresse.nsf/e02b9cd11265691ec1256a7d005209ee/d38a5712f372f364c125740800594872?OpenDocument
Schon gewusst?
Der grosse und älteste aller Speierlinge stand in Frankreich. In einem Buch wird er mit einer erstaunlichen Beschreibung erwähnt:
Ein Monsieur H. Massé, Gärtner in Westfrankreich, berichtet in der Revue horticole von 1900 über einen „Géant Cormier“, einen Riesen Speierling, der in 1 m Höhe 5 m und am Boden 7 m Umfang messe. Der Stamm sei aufgespalten, innen hohl, und der nur noch auf einem dicken Rindenteil stehende Baum trage stets noch jeden Herbst zahlreiche schöne Früchte. Seine ehrwürdige Krone vermittle sogar einen lieblichen, beeindruckenden Anblick. Niemand wisse, wie alt er sei. Seit hundert Jahren sähen ihn die Einheimischen stets in derselben ehrwürdigen Gestalt eines Methusalem. Vermutlich hat er mehr als vier Jahrhunderte seinen ihm eigenen Früchtesegen, der bis tausend Kilo und mehr pro Ernte betragen kann, großzügig gespendet.
(Quelle:https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/laub/wsl_speierling/index_DE)
Weiterführende Links
Speierling-Buch zum Download
https://www.sdw.de/cms/upload/Projekte/FK-Speierling/Speierling_Buch.pdf