Cornus mas
Kornelkirsche oder Gelber Hartriegel
Familie: Hartriegelgewächse (Cornaceae)
Wenn es einer Pflanze zu Beginn der Zeitenbäume als Begleiterin der Menschen in Europa genannt zu werden, ist es die Kornelkirsche, deren Kerne in Tongefäßen der Hallstadtzeit gefunden wurden. Der alte Wildstrauch, dessen Laubdach beschattend über den Weg ragt, trägt nur noch wenige Früchte und hat daher 2016 in seine Nähe eine junge, großfruchtige Sorte Cornus mas „Jolico“ als Begleiterin in die Zukunft hinzubekommen.
Steckbrief
Vor der Einführung fremdländischer Frühblüher (z.B. Zaubernuss und Winterschneeball) waren Hartriegel- und Seidelbastarten, Haselsträucher und Salweiden jahrtausendelang die Boten des Frühlings und Ursprung zahlreicher Mythen und Bräuche Europas.
Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittel- und Südosteuropa über Klein- und Mittelasien bis in den Kaukasus und Südrussland. Von der Ebene bis ins Hügelland, an sommerwarmen Waldrändern und in lichten Laubmischwäldern anzutreffen und bis zu 100 Jahre alt zeigt der Gelbe Hartriegel (Gelb wegen der Blüten, nicht wegen der Rinde!) Anpassungsfähigkei und Langlebigkeit.
Bevorzugt sonnige und halbschattige Lagen, kalkhaltige, humose Böden ohne Staunässe und Bodenverdichtung.
Als Frühblüher, besonders ohne schützendes Laub, ist die Kornelkirsche hinsichtlich Fruchtbesatz frostempfindlich.
Die Kornelkirsche wächst als baumartiger Strauch oder Kleinbaum von 6-8 m.
Umriss meist unregelmäßig rundlich, als Großstrauch mehrere Stämme, Äste meist sparrig.
anfangs gelbgrau, im Alter schuppige Borke. Durch den Lohegehalt von 7-16% wurde die Rinde im Mittelalter zum Gerben verwendet (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Gerberlohe)
Cornus mas ist in der Wildform selbstbefruchtend mit Blühzeit März-April lange vor dem Blattaustrieb. Blütenknospen für das darauffolgende Jahr werden schon im vorangegangenen Sommer angelegt und erscheinen an einjährigen, aber auch an Verzweigungen älterer Triebe. Gelbe Blüten mit 4 Kelchzipfeln, 4 freien gelben Kronblättern und zahlreichen Staubgefäße, 14-25 davon in kleinen Trugdolden angeordnet.
Glänzend rote, 15-20 mm große, ovale, beerenartige, essbare Steinfrüchte mit süßsaurem, leicht zusammenziehendem Geschmack, die nur in Vollreife oder überfroren roh genießbar sind. Sie reifen folgernd etwa von Mitte August bis Ende September. Die Steinkerne der Früchte liegen im natürlichen Habitat 1-2 Jahre und keimen meist erst im 3. Jahr. Früher wurden sie als Kafeeersatz geröstet und zu einfachen Rosenkränzen gefädelt.
Der Gelbe Hartriegel hat das härteste Holz bei gleichzeitig höchster Zähigkeit aller heimischen Laubhölzer. Mehr dazu siehe unten Geschichte und Bedeutung.
Geschichte und Bedeutung
Wie bereits in der Einleitung erwähnt wurden fossile Reste der Gattung Cornus aus der jüngeren Kreidezeit und auch mehrere Arten aus dem Tertiär gefunden. Nachweislich wird in Deutschland die Kornelkirsche schon seit Beginn des Mittelalters angepflanzt, so in den Klostergärten der Benediktiner. Schon die Heilige Hildegard von Bingen (1098–1179), eine Benediktineräbtissin, empfahl sie gegen Gicht und für den Magen.
Der Kornelkirschenbaum erreicht ein Alter von etwa 100 Jahren, kann aber unter guten Bedingungen weit älter werden. Schon in italienischen Pfahlbauten der Jungsteinzeit und Bronzezeit, ebenso in Österreich, hat man Kerne der Kornelkirschen gefunden, und zwar ganze Schichten. Offenbar waren sie ein wichtiger Teil der damaligen Nahrung. Daneben machte man sich das feste, elastische Holz zunutze. Dies wird besonders deutlich in den großen Mythen des Altertums. So war laut dem griechischen Schriftsteller Pausanias das Trojanische Pferd, mittels dessen Odysseus und seine Gefährten Troja eroberten, aus dem Holz der Kornelkirsche gezimmert. Auch der legendäre Bogen des Odysseus, den nur er spannen konnte, soll aus diesem Holz gefertigt worden sein. Wegen seiner Festigkeit und Zähigkeit war das Holz des Kornelbaums wie kaum ein anderes zur Herstellung von Speeren und Lanzen geeignet und bei den alten Griechen und Römern war diese Verwendung so üblich, dass verschiedene Dichter Speere auch Kornellen nannten.
Große Popularität hat das Holz der Kornelkirsche in Deutschland durch einen Wanderstock gefunden, den sogenannten Ziegenhainer. Da ihr Holz so fest ist, stellten die Bauern des Dorfes Ziegenhain südöstlich der Universitätsstadt Jena aus den geschälten Ästen besonders haltbare Knotenstöcke her. Sie wurden zunächst von den Jenaer Studenten getragen, kamen dann sehr in Mode und wurden etwa zum Ausgang des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland bekannt.
Die Kornelkirschen wurden damals in der Umgebung von Jena auch speziell zur Herstellung der Spazierstöcke angepflanzt.
Im niederösterreichischen Pielachtal zählt die Dirndl seit Generationen im landwirtschaftlichen Bereich zu einem wichtigen Standbein. Aufzeichnungen sprechen von der Zeit Maria Theresias. War früher hauptsächlich das harte Holz der Dirndlsträucher von Bedeutung, wird heute vor allen Dingen Marmelade, Saft und Dirndlbrand hergestellt. 2004 wurden in der Region über 8000 Dirndlstauden gezählt.
Zu der vielfältigen Nutzung zählen noch als Beispiele Kornelkirschen süß-sauer eingelegt wie Preiselbeeren zu Wildgerichten, halbreife Früchte mit Gewürzen und in Weinessig als Olivenersatz und zwei besondere Spirituosen: der österreichische „Dirndl-Schnaps“ (für 5 Liter Schnaps werden 100 kg Kornelkirschenmaische benötigt!) und der russische Likör „Dernovka“.
Aus der Baumapotheke
Schon im 12. Jahrhundert hatte die Heilige Hildegard von Bingen in Physika, ihrem medizinischen Werk, ein Kapitel der Heilkraft der Kornelkirsche gewidmet, dort „Erlizbaum“ genannt. Sie empfahl ein Bad aus Rinde, Holz und Blättern gegen die Gicht sowie die „Kirsche“ für den Magen (3. Buch, Kapitel 40, textkritische Übersetzung von Marie-Louise Portmann, 1991) (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kornelkirsche).
Zedlers Universal-Lexicon von 1733 widmet ihrer Heilwirkung eine lange Spalte. Unter anderem kühlen danach die „Cornell-Kirschen“, sie „ziehen etwas zusammen und stopfen“, wirken gegen die „rothe Ruhr“ und gegen „Blut-speyen“, geben bei „hitzigen Kranckheiten“ kühlende Labung.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kornelkirsche).
Schon gewusst?
Das Holz der Kornelkirsche mit rötlichweißem Splint und dunklem Kern ist so hart und schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern sinkt.
Der größte bekannte Kornelkirschenbaum in Österreich ist die Sigrid-Dirndl. Sie steht im österreichischen Mostviertel in der Gemeinde Michelbach mit einem Stammumfang von über 280 cm.
Kornellen soll man im fast überreifen, das heißt dunkel- bis schwarzroten Zustand ernten. Sie sind dann süßer, weicher und lassen sich besser pflücken. Auch die Steine lösen sich dann besser vom Fruchtfleisch. Die Früchte reifen im August/September nach und nach. Etwa alle drei Tage erntet man durch Schütteln des Stamms oder der Äste oder indem man mit einer Stange gegen die Äste schlägt. Zur Vereinfachung des Aufsammelns breitet man vorher Tücher unter dem Baum aus. Der Ertrag kann von einem Jahr zum anderen stark variieren. Nach einem Mastjahr mit sehr reicher Ernte folgt häufig ein mageres Jahr (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kornelkirsche).
Weiterführende Links
Buchempfehlung:
Aus der Reihe Praxisbuch des Leopold Stocker Verlages https://www.stocker-verlag.com
Helmut Pirc „Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten“
Ein Rezept für „falsche Oliven“ aus Kornelkirschen
https://www.freudeamkochen.at/aus-der-kornelkirsche-falsche-oliven-dirndl-oliven/